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Was steckt hinter dem „Entourage-Effekt“ bei medizinischem Cannabis?

Artikel vom 5. Dezember 2024
Der „Entourage-Effekt“: Wissenschaftliche Grundlage oder Marketingstrategie?

Cannabis-basierte Medikamente: Was Patienten wissen sollten

Cannabis hat in der Medizin in den letzten Jahren an Bedeutung gewonnen. Insbesondere die therapeutischen Vorteile von Cannabinoiden wie THC und CBD werden häufig diskutiert. In diesem Beitrag soll der sogenannte „Entourage-Effekt“ von medizinischem Cannabis genauer betrachtet werden.

Was ist der „Entourage-Effekt“?

Der Begriff „Entourage-Effekt“ wurde erstmals 1998 in einer Studie verwendet, die zeigte, dass bestimmte inaktive Stoffe die Wirkung eines aktiven Cannabinoids im Körper verstärkten.¹ Heute beschreibt der Begriff die Idee, dass Cannabis-Produkte mit mehreren Inhaltsstoffen wie THC, CBD und Terpenen eine stärkere Wirkung erzielen können als einzelne Substanzen.

Obwohl diese Entdeckung im Jahr 1998 interessant ist, gibt es bis heute noch keine klaren wissenschaftlichen Beweise, dass dieser Effekt in der medizinischen Anwendung von Cannabisprodukten immer relevant ist.

Befürworter glauben jedoch, dass der „Entourage-Effekt“ zur besseren Wirksamkeit von Vollspektrum-Cannabis-Produkten beitragen könnte. Kritiker, die diesen Begriff in Frage stellen, argumentieren hingegen, dass die wissenschaftliche Grundlage des „Entourage-Effekts“ nicht ausreichend belegt ist, und werten ihn als Marketingstrategie der Cannabisindustrie.²

Die Bedeutung von gut geprüften Cannabis-Produkten

In der herkömmlichen Medikamentenentwicklung geht es oft darum, einzelne Wirkstoffe zu isolieren und ihre genaue Wirkung zu verstehen. Im Falle von Cannabis-Produkten ist dies schwieriger: Viele Produkte enthalten eine Mischung aus verschiedenen Cannabinoiden, Terpenen und anderen Verbindungen. Das bedeutet, dass es besonders wichtig ist, die Zusammensetzung der Produkte genau zu kennen. Viele Produkte auf dem Markt bieten jedoch unzureichende Informationen, was zu Unsicherheit führen kann. Bessere Kennzeichnung und mehr wissenschaftliche Studien sind nötig, um den Patienten Klarheit zu verschaffen.

Sollten wir auf „Cannabis-Cocktails“ setzen?

Die Forschung zu „Cannabis-Cocktails“ (Produkte mit mehreren Inhaltsstoffen) ist noch nicht abgeschlossen. Einige Experten warnen vor möglichen unvorhersehbaren Wechselwirkungen, die zu unerwünschten Nebenwirkungen führen könnten. Dennoch gibt es auch Hinweise darauf, dass die Kombination bestimmter Inhaltsstoffe die therapeutische Wirkung verstärken kann.

Wie geht es weiter mit Cannabis-Medikamenten?

Es braucht noch viele weitere wissenschaftliche Studien, um Cannabis-basierte Medikamente in die reguläre medizinische Behandlung einzuführen. Diese Studien sind notwendig, um die Wirkung und Sicherheit von Cannabis-Produkten zu bestätigen und so die Grundlage für eine breite Anwendung in der medizinischen Praxis zu schaffen.

Fazit: Was bedeutet das für Patienten, die sich für medizinisches Cannabis interessieren?

Für Patienten ist es wichtig, sich gut zu informieren und sicherzustellen, dass die verwendeten Produkte wissenschaftlich geprüft und sicher sind. Auch wenn der „Entourage-Effekt“ noch nicht vollständig belegt ist, gibt es immer mehr positive Berichte und vielversprechende Forschungsergebnisse, die den therapeutischen Nutzen von Cannabis-Produkten unterstreichen. Ein Gespräch mit dem behandelnden Arzt oder der Ärztin ist entscheidend, um das richtige Produkt und die richtige Dosierung zu finden.

¹ DOI: 10.1016/s0014-2999(98)00392-6
² DOI: 10.3390/biomedicines11082323